Leserzuschrift vom 27.06.2003

Zu: Neuer Wirbel um Delitzscher Biomassekraftwerk (LVZ vom 27.06.2003)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Ihre Reaktion mit den Worten, nun sei die Katze aus dem Sack, gibt aus mehreren Gründen zu denken:

  1. Man soll nicht mit Steinen werfen, so man selbst im Glashaus sitzt, besagt ein altes Sprichwort. Bauen Sie nicht selbst ein Biomassekraftwerk im Gewerbegebiet Delitzsch, in welchem Sie Hölzer der Schadstoffklassen 3 und 4 verfeuern, also genau das tun wollen, was Sie dem Herrn van Meegen nun durchkreuzen wollen.

  2. Offenbar mit Ihrer Zustimmung wurde dem Herrn van Meegen die Erlaubnis zur Umgestaltung der Zuckerfabrik in ein Biomassekraftwerk für die Verbrennung von Hölzern der Schadstoffklassen 1 und 2 erteilt. Lesen Sie (beziehungsweise Ihre "sachkundigen Mitarbeiter") keine Wirtschaftszeitung, sehen Sie nicht mal ein Umweltmagazin im Fernsehen, schauen Sie nicht dem Volk aufs Maul? Offenbar nicht, sonst wüssten Sie, dass es in Deutschland zahlreiche solcher Biomassekraftwerke gibt, dafür aber europaweit keine ausreichende Basis an Brennmaterial vorhanden ist. Und dann passiert genau das, was Delitzsch jetzt bevorsteht, nämlich die Wahl zwischen Schließung des noch nicht mal eröffneten Werkes oder die Zustimmung zur Umfunktionierung. Wegen der auch aus Ihrem Haus prognostizierten "zahlreichen Arbeitsplätze" werden Sie wohl einknicken- hier würde ich mich aber gerne irren!

  3. Allenthalben ertönt aus Politik und Wirtschaft der Ruf nach Abbau von Subventionen. Ihnen ist sicher bekannt, dass sich ein Biomassekraftwerk nur rechnet, wenn die erzeugte Energie subventioniert wird. Also gilt hier das Motto "Weg mit den Subventionen, nur nicht bei mir!". Man nennt das wohl Besitzstandsmentalität!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Sie sind auch mit meiner Stimme in Ihre Funktion gewählt worden. Offenbar sind Sie nicht von den besten Mitarbeitern, welche Sie sachkundig unterstützen sollen, umgeben. Deshalb appelliere ich als Ihr Wähler an Sie: Nehmen Sie die Einwände von Bürgern wie Herrn Weiland, Herrn Mieth und anderen endlich ernst, statt Sie mit verbalen Spitzfindigkeiten und juristischen Attacken in die Ecke von Querulanten zu drängen. Diese haben sich ernsthaft mit den Folgen solcher Müllentsorgung (=Biomassekraftwerk) und auch mit den Geschäftspraktiken des Herrn van Meegen auseinandergesetzt.

S. Engling, Delitzsch

Pressemitteilung an die LVZ vom 27.06.2003