Zwischenlager in Spröda bis 2008 verlängert

Kreiswerke-Chef Böhmer: „Was soll hier stinken?

Von Ditmar Wohlgemuth

Delitzsch. Ein Schleier üblen Gestanks habe über Delitzsch gelegen und auch den Ortsteil Döbernitz betroffen. Raimund Krieger will diese Erscheinung besonders stark und vor allem Ende November wahrgenommen haben und schrieb an die Kreiszeitung. Der Delitzscher lieferte zudem auch gleich die Erklärung dafür: Es handele sich um verrottete Plastikabfälle aus dem Zwischenlager Spröda. Der Geschäftsführer der Kreiswerke Delitzsch (KWD) GmbH, Heinz Böhmer, konnte diese Feststellung nicht teilen.

Sie belustigte ihn geradezu, denn er schien zu wissen, aus welcher Richtung diese Behauptungen kommen. Die KWD liegen seit längerem mit der Bürgerinitiative Sauberes Delitzscher Land im Clinch (wir berichteten). Erst im September hatte die Bürgerinitiative eine Anzeige gegen den Betreiber der Deponie Spröda – die KWD – bei der Staatsanwaltschaft Leipzig eingereicht, die Zustände der Einlagerung kritisiert und eine Verwertung der heizwertreichen Fraktion (HWRF) als Ersatzbrennstoff in Frage gestellt.

KWD-Chef Böhmer begründete seinerseits, warum der offenbar wahrgenommene strenge Geruch keinesfalls von den geöffneten Ballen der HWRF kommen kann. „Der Anteil von Biostoffen in diesem aussortierten Material ist äußerst gering. Was soll hier also stinken?“ Der üble Geruch müsse demnach von woanders herkommen, stellte der KWD-Chef fest. Als Argument führte Böhmer zudem an, dass ihm keinerlei Beschwerden seiner Mitarbeiter zu Ohr gekommenen seien. „Und die haben unmittelbar vor Ort damit zu tun.“ Zwar trügen sie bei der Arbeit eine Maske, die jedoch lediglich wegen der Staubbelästigung nötig sei, hieß es.

Dass das Zwischenlager in Spröda nach wie vor in Betrieb ist, fällt nicht nur Experten auf. Böhmer bestätigte gegenüber dieser Zeitung, dass die zu je 500 Kilogramm-Ballen gepressten HWRF auf der Deponie Spröda längstens bis zum 31. Dezember 2008 liegen dürfen. Ursprünglich war die Frist am 21. November abgelaufen. Bis dahin sollten die 52 000 Tonnen, die auf einer Fläche so groß wie zwei Fußballfelder lagern, abtransportiert werden. Am 10. August wurde damit begonnen. Eine Kontrollgruppe des Regierungspräsidiums Leipzig überprüfte die Arbeiten und hatte keinerlei Bedenken bezüglich der Ordnungsmäßigkeit. Pro Tag gingen etwa 100 Tonnen auf die Reise ins Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest in die Anlage zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen. Das als Carbo light bezeichnete Material findet vor allem Abnehmer in Zementfabriken, so auch in Bernburg. Hier entsteht eine Ersatzbrennstoff-Produktionsanlage der KWD auf dem Gelände der Schwenk Zement KG.

Doch der Bedarf an dem Alternativbrennstoff Carbo light entwickelte sich nicht so wie erhofft. Die Abnahme geriet ins Stocken. Andererseits sind die KWD bis 2010 vertraglich an die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage in Cröbers, die der Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen betreibt, gebunden. Bis dahin müssen die KWD 120 000 Tonnen HWRF abnehmen.

In einem erneuten Genehmigungsverfahren auf Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes wurde das Zwischenlager in Spröda bis zum 31. Dezember 2008 verlängert. Böhmer teilte mit, dass mit dem Regierungspräsidium ein Ausbauprogramm erarbeitet und abgestimmt worden sei. Dies sieht vor, nur so viel Material der eingelagerten HWRF zu entnehmen, wie Carbo light produziert und abgesetzt werden kann. „Damit vermeiden wir grundsätzlich eine Umlagerung und einen erneuten Transport“, sagte Böhmer und war sich sicher, bis Ende nächsten Jahres das Lager geräumt zu haben. Im März soll auch die Carbo-light-Linie in Bernburg stehen. Der Bürgerverein stellte indes fest, dass mit zunehmender Lagerdauer die Qualität und auch die Vermarktungsfähigkeit des HWRF abnimmt.

Deponie Spröda

Mit schwerem Gerät werden die übereinander gestapelten 500-Kilogramm-Ballen zunächst freigelegt und dann per Lkw zur Weiterverarbeitung abtransportiert. Die Carbo-light-Produktion, ein Ersatzbrennstoff, erfolgt dann im Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest. Foto: Norman Rembarz

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, 12.12.2007, Seite 20


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