Brennstoffe für Zementofen

Delitzscher Kreiswerke expandieren / Grundstein für 4,6-Millionen-Investition in Bernburg gelegt

Von Thomas Steingen
Bereit zur Grundsteinlegung. Auf diesem Baufeld vor den Toren des Bernburger Zementwerkes gaben gestern Vertreter aus Wirtschaft und Kommunalpolitik den Startschuss für eine Brennstoffproduktionsanlage der KWD. Foto: Thomas Steingen

Bernburg/Delitzsch. Wo sich heute vor den Toren der Schwenk Zement KG in Bernburg noch ein 22.000 Quadratmeter großes Baufeld ausbreitet, will die Kreiswerke Delitzsch GmbH (KWD) im März 2008 eine Produktionsanlage für Ersatzbrennstoffe (EBS) in Betrieb nehmen. Das kündigte gestern KWD-Geschäftsführer Heinz Böhmer während der Grundsteinlegung für das neue Werk an. In mehreren Ausbaustufen ist die Anlage konzipiert. In der ersten werden jährlich 80.000 Tonnen des Ersatzbrennstoffes Carbo light produziert. Die gesamte Menge wird vertragsgemäß an das benachbarte Zementwerk geliefert.

Wir setzen das Produkt als Ersatz für Kohle ein“, erklärt Schwenk-Werkleiter Udo Müller. Wegen des biogenen Anteils in den EBS seien diese CO2-neutral, was sich positiv auf die CO2-Bilanz der Zementproduktion auswirke, so Müller. Von der KWD-Ansiedlung vor den Toren seines Betriebes verspricht er sich kurze Wege, die die gegenseitige Zusammenarbeit für die Qualitätssicherung der Zementproduktion erleichtert.

Zu 90 Prozent arbeitet das Bernburger Werk bereits mit Ersatzbrennstoffen und hat die Genehmigung für den Einsatz von 100 Prozent. „Damit nimmt Schwenk in Deutschland eine Vorreiterrolle ein, denn andere greifen nur zu 50 Prozent auf EBS zurück“, lobt Böhmer den Geschäftspartner, mit dem er bereits seit zwölf Jahren zusammenarbeitet. Seit 2000 versorgen die Nordsachsen aus ihrer Anlage im Gewerbegebiet Delitzsch Südwest die Bernburger mit diesem Brennmaterial. Insgesamt 300.000 Tonnen hat das Schwenk-Werk bisher erhalten. Dieses Jahr sollen 200.000 Tonnen hinzukommen. Damit erteilt der KWD-Geschäftsführer Gerüchten eine Abfuhr, die behaupten, Carbo light lasse sich schwer absetzen. Mit der Schwenk KG haben die Kreiswerke einen Liefervertrag über zehn Jahre und der Option abgeschlossen, ihn um weitere fünf Jahre verlängern zu können.

Zur Herstellung der EBS wird die sogenannte heizwertreiche Fraktion (Kunststoffe, Filze, Gummi oder DSD-Abfälle) verarbeitet, die die KWD von der Müllaufbereitungsanlage in Cröbern abnimmt. Für die in Bernburg benötigte EBS-Qualität könne dieses Material etwa zu 50 Prozent genutzt werden, deshalb müsse man den Rest nach wie vor zwischenlagern, sagt Ulrich Fiedler, der Wirtschafts- und Umweltdezernet des Kreises Delitzsch. „Zwischenlager wie auf der Deponie in Spröda sind in Bernburg aber nicht vorgesehen“, betont Böhmer. Das Lager vor Ort werde „just in time“ für den Produktionsprozess gefüllt. Weitere Ausgangsstoffe für Carbo light kommen laut KWD aus eigenen Lagern, liefert die Rohstoff-Management Gesellschaft Wiesbaden (zweiter KWD-Gesellschafter) oder stammen aus Produktionsabfällen Dritter.

4,6 Millionen Euro investiert das Delitzscher Unternehmen in die Bernburger Anlage. In der ersten Ausbaustufe entstehen zwölf Arbeitsplätze. Sollte der Bedarf an EBS über die vereinbarten 80.000 Tonnen wachsen, kann mit einer zweiten Produktionslinie die Kapazität auf über 150.000 Tonnen im Jahr in einem weiteren Bauabschnitt gesteigert werden“, blickt KWD-Projektleiter Frank Dietzel voraus.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg, Lokales, Seite 15, 13.07.2007


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