Dalkia und das Problem Altholz-Beschaffung

Bild von Heinz Bieniek und Titos Anastassacos nicht geladen

Delitzsch (dom). Diesmal war gar der oberste Chef gekommen. Titos Anastassacos sorgte am Mittwoch in Delitzsch in doppelter Hinsicht für eine Premiere. Erstmals überhaupt weilte der Kopf der Geschäftsführung der Dalkia GmbH am Lober, erstmals traf er den Aufsichtsratsvorsitzenden der Technischen Werke Delitzsch (TWD) und Oberbürgermeister in Personalunion. Logisch, dass sich der Manager aus dem hessischen Neu-Isenburg nicht nur wegen des Arbeitsbesuches bei OBM Heinz Bieniek (CDU) und TWD-Geschäftsführer Jörn Otto nach Nordsachsen begeben hatte. Der Mann besah sich natürlich auch die Neuerwerbung seines Unternehmens, das Biomassekraftwerk (BMKW) samt Holzkontor im Industriegebiet Südwest. Die Stromfabrik hatte Energiedienstleister Dalkia dieser Tage für eine unbekannte Summe X („Über Geld reden wir öffentlich nicht. Hierzu haben wir Stillschweigen vereinbart“ - Originalton Anastassacos) von den bisherigen Eigentümern der BMKW GmbH erworben. Vor allem für die TWD, neben der Eon Thüringer Energie AG und der Eon Energy Projects GmbH bis zuletzt BMKW-Hauptgesellschafter, war die wenig berauschende Ertragslage mehr und mehr zu einer Belastung geworden.

Dem Dalkia-Boss, dessen Firma die Energiesparte des weltweit operierenden Umweltdienstleisters Veolia Environnement bildet, ist längst auch klar: Erfolgreiches Wirtschaften im und mit dem Delitzscher Kraftwerk steht und fällt mit der Altholz-Beschaffung. „Bei der Holzlogistik gibt es zurzeit einen Engpass“, ist Anastassacos nicht entgangen. „Wir betreiben europaweit über 80 Biomassekraftwerke, kennen uns also bestens aus in der Branche. Wir werden zunächst einmal ein neues Brennstoffkonzept für das Werk entwickeln“, erläuterte der Grieche. Prämisse: Qualität und Preis müssen stimmen. Wie in der vergangenen Woche vor ihm schon der künftige BMKW-Geschäftsführer Winfried Beisert betonte auch Anastassacos, dass die 28 Mitarbeiter aus Kraftwerk und Holzkontor für die neuen Eigentümer so etwas wie eine Bank darstellen. „Wir sind nach Delitzsch gekommen, um im Bereich Biomasse weiter zu wachsen. In den nächsten fünf Jahren streben wir eine Verdreifachung der Erzeugnisse bei den Erneuerbaren Energien an. Dazu brauchen wir erfahrene Mitarbeiter, in die wir investieren können und die ihrerseits bereit sind, sich weiter zu qualifizieren.“ Er vertraue darauf, dass die BMKW-Leute dem aufgeschlossen gegenüberstehen.

Der Oberbürgermeister attestierte Dalkia, bei der Belegschaft schon jetzt dafür gesorgt zu haben, „dass die Angst weg ist“. Allein das Zeichen, bei der ersten Betriebsversammlung vor wenigen Tagen gleich nach den Konfektionsgrößen für neue Arbeits- (schutz)bekleidung gefragt zu haben, sei bestens angekommen. „Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und freuen uns, dass Sie sich auch in städtische Dinge einbringen wollen“, sagte Bieniek zu Anastassacos. Was es konkret damit auf sich hat, dazu wollte der OBM am Mittwoch noch nichts sagen.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeiung, Seite 18, 18.05.2007


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