Delitzsch: RP hält Müll für unbedenklich

Delitzsch (red). Mitarbeiter des Leipziger Regierungspräsidiums (RP) haben den Kreiswerken Delitzsch beim Ortstermin im ehemaligen Ziehwerk ordnungsgemäße Arbeit bescheinigt. Die Zwischenlagerung von brennbaren Abfällen – so genannte heizwertreiche Fraktionen – in einer alten Halle der Industriebrache erfolge „augenscheinlich genehmigungskonform und immissionsschutzrechtlich unbedenklich“, teilte RP-Sprecherin Jana Klein mit. Um ganz sicher zu gehen, würden jetzt noch Unterlagen zum In- und Output eingesehen. Die alte Halle ist seit einem Monat Ausgangspunkt für eine Kakerlaken-Invasion in benachbarte Döbernitzer Häuser und Gärten.

Leipziger Volkszeitung, 12.07.2006, Titelseite


Kakerlaken-Halle: RP-Kontrolleure zufrieden

Immissionsschutz gewährleistet / Kreiswerke-Vizechef will Schädlingen „zu 1000 Prozent den Garaus machen

Von DOMINIC WELTERS
In dieser alten Ziehwerk-Halle dürfen die Kreiswerke Delitzsch brennbare Mischkunststoffe, so genannte heizwertreiche Fraktionen, lagern.

Foto: Manfred Lüttich

Delitzsch. An der wegen massiven Kakerlaken-Befalls ins Gerede gekommenen Lagerhalle auf dem ehemaligen Ziehwerk-Gelände gibt es nach Ansicht von Experten des Regierungspräsidiums Leipzig (RP) nichts zu beanstanden. „Augenscheinlich läuft dort alles genehmigungskonform“, sagte gestern RP-Sprecherin Jana Klein auf Anfrage der Kreiszeitung. Wie berichtet, hatten Mitarbeiter des Referats Immissionsschutzrecht/Anlagenüberwachung der Unterabteilung Umweltfachbereich am Montag die Halle unter die Lupe genommen. Dort horten die Kreiswerke Delitzsch (KWD) momentan 4000 bis 4500 Tonnen brennbare Abfälle – so genannte heizwertreiche Fraktionen – für die Weiterverarbeitung zu Ersatzbrennstoff, der in der Zementindustrie gebraucht wird. Klein stellte klar, „dass das RP sich nicht um die Kakerlaken kümmert, sondern ausschließlich um die immissionsschutzrechtlichen Belange“. Es gelte allerdings zu prüfen, ob die Mischkunststoff-Ballen vor dem Hintergrund des Schädlingsbefalls „noch verwendet werden können“. Die schnellstmögliche Beendigung der Insekten-Plage in dem Gebäude und im Umkreis des Geländes sei nach wie vor vom Landratsamt zu überwachen, so Klein.

Bei den Kreiswerken nahm der stellvertretende Geschäftsführer Volker Kunze die Ergebnisse der RP-Visite gelassen zur Kenntnis. Er habe nichts anderes erwartet. „Wir unterschreiten die genehmigte Kapazität von 6700 Tonnen deutlich. Wir führen strenge Temperaturkontrollen durch, was für den Brandschutz wichtig ist. Und wir lassen uns auch bei den Abfallschlüsselnummern nichts zu Schulden kommen“, betonte Kunze. Die „Sache mit dem Ungezieferbefall“ sei natürlich ärgerlich. Bezüglich der späteren Weiterverarbeitung des aufbereiteten Hausmülls erwartet Kunze indes keine Probleme. „Ganz klar, wir müssen den Kakerlaken zuvor zu 1000 Prozent den Garaus machen. Das werden wir auch schaffen.

Einer, der den Krabbeltieren seit einem Monat im Auftrag der KWD zu Leibe rückt, ist Andreas Barthel. Der Chef der Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung Eilenburg (GSE) sieht Licht am Ende des Tunnels. „Ich bin kein Hellseher, würde mich nie festlegen lassen, ob die Schaben nun morgen oder erst in zwei, drei Wochen weg sind. Aber wir sind insgesamt auf einem guten Weg.“ Die chemischen Barrieren in der Halle und davor sowie die (Monitor-)Fallen in den Häusern und Gärten der Döbernitzer Anrainer würden weiter ständig kontrolliert.

Das bestätigte Anwohnerin Gabriele Lippert aus der RTS-Straße. Doch die 58-Jährige kann den allgemeinen Optimismus nicht teilen. „Gerade habe ich wieder drei tote Exemplare aufgelesen.“ Vor allem in der Gartenlaube sei weiterhin reges Kommen und Sterben. „Die Falle auf dem Warmwasserboiler ist regelmäßig voll“, so Lippert.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 12.07.06, Seite 5


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