Kraftwerk-Bau: Vorwürfe gegen Behörde wachsen

Delitzsch. Kontinuierlich warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor den Verbrennungsplänen in der Kreisstadt. Erst recht seit durchgesickert ist, dass die BKD Biokraftwerk Delitzsch GmbH auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik nicht nur harmloses Altholz der Klassen A1 und A2 verbrennen will, sondern ihr bereits genehmigtes Kraftwerk auch mit schadstoffbelastetem Holz zu füttern beabsichtigt, um insgesamt eine Feuerungsleistung von 85,5 Megawatt zu erzielen.

Neben der BKD errichtet auch die BMKW Biomassekraftwerk Delitzsch GmbH mit den Technischen Werken als Hauptgesellschafter im Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest eine solche Feuerungsanlage. Und die Pläne zur Errichtung einer Müllverbrennungsanlage am selben Standort sind offiziell ebenfalls noch nicht vom Tisch.

Was das Vorhaben des Investors in der ehemaligen Zuckerfabrik betrifft, so sind die Erweiterungspläne offensichtlich schon viel weiter gereift, als Geschäftsführer Gerhard van Meegen vergangene Woche noch zugeben wollte. Das Vorhaben ist im Regierungspräsidium Leipzig jedenfalls bereits angezeigt. Am 31. Juli sind Investor und Träger öffentlicher Belange zu einer Beratung ins Regierungspräsidium geladen, wo festgelegt werden soll, in welchem Umfang die notwendige Umweltverträglichkeitsprüfung zu diesem Projekt durchgeführt wird.

Zunehmend wächst auch die Kritik an den zuständigen Behörden. Manfred Stieler, der sich als pensionierter Kraftwerksingenieur mit den Genehmigungsunterlagen eingehend beschäftigt hat und gegen die Genehmigungserteilung Widerspruch führt, schreibt Brief an unsere Zeitung: "Die Empörung aus dem Delitzscher Rathaus hört man wohl, ... aber zum Kraftwerk der Firma Biomassekraftwerk (Technische Werke) schweigt man. Auch hier gibt es genügend Kritikpunkte." So seien in der erteilten Genehmigung falsche, weil zu niedrig berechnete Schadstoffemissionen der Begründung zu Grunde gelegt worden, so ein Vorwurf von Manfred Stieler. Obwohl für beide Biokraftwerke offene Widersprüche im Raum stehen, haben die Behörden die normalerweise damit verbundenen Baustopps zwischenzeitlich aufgehoben.

Thomas Steingen

LVZ, 01.07.2003