Die Meinung der Leser

"Bei der Müllverbrennung haben alle ein Wörtchen mitzureden"

Zum Verkauf eines kommunalen Grundstückes an die Delitzscher Kreiswerke, die darauf eine Müllverbrennungsanlage errichten wollen:
Nach dem versuchten "Husarenstreich" der Stadtverwaltung um die Umgestaltung des Delitzscher historischen Marktplatzes scheint sich nun der nächste "Hammer" für unsere Bürger anzubahnen.
Es geht um die geplante Müllverbrennungsanlage vor unserer künftigen Rosenstadt, auf dem Terrain des Gewerbegebietes Delitzsch-Südwest. Meiner Meinung nach ist das Vorhaben für das künftige Image unserer Stadt so wichtig, dass wir Entscheidungen darüber nicht der Mehrheit des Kreistages (und das sind sicherlich nicht Delitzscher Kreisräte), den gewählten Stadträten oder gar nur den Mitgliedern des Zweckverbandes zur Vermarktung des Gewerbegebietes allein überlassen dürfen. Hier haben bei aller Achtung der frei und demokratisch gewählten Volksvertreter wohl in solch wichtigen Anliegen die Bürger direkt auch ein Wörtchen mitzureden. Es ist schon schlimm genug, dass im Stadtparlament über die vorgesehene Großanlage der Müllverbrennung nicht einmal eine sachliche Information, geschweige denn eine Diskussion darüber stattgefunden hat. Sind die Stadträte für den Landrat oder die Leitung der Kreiswerke eine Nummer zu klein? Natürlich müssen wir für die Form der Müllbeseitigung der großzügig gerechneten 30.000 Tollen Jahresmüll unseres Kreises eine vernünftige Lösung finden. Die nimmt uns keiner ab. Sie muss aber unseren Müll betreffen, keine oder nur die gering möglichste Umweltbelastung nach sich ziehen, die Transportwege und die Gesundheit der Bürger nicht mehr als notwendig und unvermeidbar belasten. Das ist letztlich auch der von den Wählern mir übertragene Auftrag als Stadtrat. Aber dass eine solche Anlage für 80.000 Tonnen Jahresmüll (d. h. mehr als das Doppelte muss herangekarrt werden), unbedingt vor den Toren unserer Stadt und auch noch in der Hauptwindrichtung gebaut werden soll, bringt sicher nicht nur mein Gewissen als Delitzscher Bürger und Stadtrat in Aufruhr.
Ich möchte nicht wissen, wie sich die Kollegen in der Silberthaler Fleischwaren GmbH in unmittelbarer Nähe eines solch geplanten Betriebes fühlen. Hinzu kommt, dass nicht nur in Sachsen der Unfug betrieben wird, solche Kapazitäten für die Müllbeseitigung aufbauen zu wollen, die das Mehrfache des tatsächlichen Anfalls betragen.
Ich frage mich: Wird denn nichts gelernt aus den Beispielen überdimensionierter Kläranlagen, aus dem Unfug des konzentrierten Spaßbäderbaus im Süden Sachsens. Reicht die dadurch entstandene Verschuldung vieler Gemeinden als abschreckende Beispiele noch nicht aus?
Ich rufe deshalb die Bürger Delitzschs und Umgebung auf: Meldet euch zu Wort und denkt daran, für eine Fehlentscheidung bezahlen wir letztendlich alle!

Albert Kunze, Stadtrat der PDS, Delitzsch

LVZ, 14.02.2002