Bekommt Eilenburg bald billigen Strom?

Thermolyseanlage auf Schanzberg geplant

E i l e n b u r g. Die Kunststoff- und Umwelttechnik GmbH will gemeinsam mit der Thermolyse Anlagen GmbH eine Thermolyseanlage auf dem Eilenburger Schanzberg errichten (LVZ berichtete). Dahinter steckt ein zehnköpfiges Team von Wissenschaftlern und Ingenieuren. Sie alle kommen aus der Kunststoffbranche und entwickelten diese Anlage. Der Prototyp steht in Porst (Lausitz).

Auf rund 8000 Quadratmetern will der Investor bis nächstes Jahr im Gewerbegebiet auf dem Schanzberg acht Millionen Mark investieren und 16 Arbeitsplätze schaffen. Die Papierfabrik macht den Standort Eilenburg für ein solches Projektinteressant. Denn vor allem mit Rohstoffen aus der Papier- und Zellstoffindustrie (Spukstoffe, Faserstoffe, Deinkschlämme) soll die Anlage gefüttert werden.
Mit elf Ja-Stimmen, drei Gegenstimmen und vier Enthaltungen stimmte der Stadtrat jetzt dem Verkauf der Gewerbefläche an die Thermolyse Anlagen GmbH zu. Die CDU-Fraktion beantragte zuvor, den Beschluss erneut - flog bereits im März von der Tagesordnung - abzusetzen. Dieser Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. "Im Ergebnis der Infoveranstaltung im Juli und nach Rücksprache mit dem Regierungspräsidium sind für uns der sachliche Ausgang und das Ergebnis des Genehmigungsverfahrens noch völlig offen. Unter diesen Voraussetzungen können wir keinem Grundstücksverkauf zum Bau einer Versuchsanlage zustimmen", sagte CDU-Fraktionschef Horst Wanjek. Zumindest zwei seiner Fraktionskollegen teilten diese Meinung und stimmten später auch dagegen.
Thermolyseanlagen verwerten Natur- und Synthesestoffe, organische Reststoffe und hochkalorische Abfälle. Sie werden bei rund 600 Grad Celsius verschwelt. "Wenn wir dann die gesamte Gasmenge verstromen, kommen ungefähr drei Megawatt heraus", erläutert Dr. Ing. Reinhard Unger, der Geschäftsführer der Kunststoff- und Umwelttechnik GmbH. "Zum Vergleich: Die Eilenburger Haushalte brauchen Sonntagmorgen schätzungsweise ein Megawatt." Unger will den Strom billiger anbieten als andere Energieerzeuger und mit den Eilenburger Stadtwerken kooperieren.
Das patentierte Verfahren ist innovativ und für die Zukunft bedeutend. Laut Technischer Anleitung Siedlungsabfall (TASI) dürfen ab 2005 Abfälle mit organischen Inhaltsstoffen nicht ohne Vorbehandlung deponiert werden. Die Anlage sei im Gegensatz zur Müllverbrennung umweltfreundlicher. Es handelt sich um einen geschlossenen Kreislauf, in dem Schadstoffe gebunden und chemisch abgespalten werden, so dass nur Gas, Koks, Kondensate und Wasser übrig bleiben. Außerdem fallen geringere Transportkosten bei dieser dezentralen Kleinanlage an. Das Regierungspräsidium (RP) Leipzig und das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit haben die Förderfähigkeit anerkannt. Die Anlage werde in den nächsten Tagen laut Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) genehmigt und auf einen dreijährigen Probebetrieb beschränkt. "Wir stehen kurz vor Genehmigungserteilung", hieß es aus dem RP. Die erteilte Genehmigung schließt eine positive Bewertung der Umweltverträglichkeit ebenso ein wie eine Baugenehmigung.

Frank Pfütze

LVZ, 02.08.2001