Unkooperativ und keck

Von STEFAN LENZ

SIEGBURG / BONN. Sehr selbstbewusst und unkooperativ gab sich gestern Clemens Bruch im Meys-Prozess vor der 7. großen Strafkammer im Bonner Landgericht. Der Zeuge im Verfahren gegen Karl-Heinz Meys, dem Bestechlichkeit vorgeworfen wird, antwortete gern mit Allgemeinplätzen. Dabei war der 68-jährige Christdemokrat aus Siegburg, der von 1969 bis 1999 im Kreistag und ebenfalls bis zum Herbst 1999 im Aufsichtsrat der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft gesessen hatte, engagierter Vertreter seiner Partei im Kreis-Abfallwirtschaftsausschuss und im RSAG-Aufsichtsrat gewesen. Vor Gericht wollte er von einer hervorgehobenen Sprecherrolle im Aufsichtsrat nichts wissen. „Ich war wie jeder andere in dieser Gruppe.

Mal keck, mal mitunter frech wirkten die Antworten Bruchs selbst auf harmloseste Fragen. So wollte Richter Hinrich de Vries wissen, ob Bruch derselben Partei angehöre wie Meys. Bruch: „Das lässt sich nicht leugnen. Dazu stehe ich.“ Auf die Frage, ob alle RSAG-Aufsichtsratsmitglieder die gleichen Unterlagen erhalten hätten, sagte Bruch: „Das wäre ja schlimm, wenn es anders wäre.“ Als es darum ging, ob er damals außer mit Meys mit weiteren RSAG-Mitarbeitern Aufsichtsratsthemen besprochen habe, hieß es: „Es war nicht meine Aufgabe, persönlichen Kontakt zu suchen.

In diesem Stil machte Bruch munter weiter und strapazierte die Geduld der Strafkammer. Ganz sicher war sich der Ex-CDU-Schatzmeister allerdings, als Meys-Verteidiger Volkmar Mehle nach Parteispenden „aus dem Bau- oder dem Abfallwirtschaftsbereich“ an den CDU-Stadtverband fragte. Clemens Bruch: „Klare Antwort: Es hat keine Spenden gegeben.

Ganz anders als Bruch trat dann Holger Bauknecht aus Troisdorf auf, der von 1994 bis 1999 für die SPD dem RSAG-Aufsichtsrat angehört hatte und seit 1999 stellvertretendes Mitglied ist. Der 36-Jährige hatte 1997 die Verbindung von Müllzar Hellmut Trienekens und dem IKW (Beratungsinstitut für Kommunalwirtschaft) im Aufsichtsrat angesprochen. IKW betreute damals die europaweite Ausschreibung der Restmüll-Entsorgung im Rhein-Sieg-Kreis und war auch 1998 und 1999 für die RSAG aktiv, als es um die Verträge mit Trienekens ging, für die Meys Schmiergeld kassiert haben soll. Bauknecht sagte, im Aufsichtsrat sei 1997 erklärt worden, Trienekens habe sich aus der Beraterfirma IKW zurückgezogen. Ex-RSAG-Aufsichtsratschef Klaus Nowak (FDP) hatte dem Gericht hingegen erklärt, 1997 sei klar gewesen, dass Hellmut Trienekens nach wie vor finanziell an IKW beteiligt sei.

Kölnische Rundschau, 11.02.2004