Neue Mauschel-Vorwürfe gegen Landrat Czupalla

Was hat seine Freundin damit zu tun?

Von Martina Kurtz

Delitzsch - Landrat Michael Czupalla (54, CDU), Freunde wie Feinde nennen ihn Don Czupa. Und das ist nicht immer nur anerkennend gemeint. Nicht zuletzt, weil der umtriebige Politiker überall mitmischt.

Das brachte ihm schon einmal den Vorwurf der Bestechlichkeit ein. Czupalla hatte sich von Klaus-Jürgen Haupt Wahlplakate finanzieren lassen. Dafür sollte, so behaupten Kritiker, die geplante Müllverbrennungsanlage größer als nötig ausfallen. Haupt ist als Gesellschafter an den Kreiswerken und so an der Müll-Anlage beteiligt.

Bei den neuen Mauschel-Vorwürfen geht es wieder um die Kreiswerke, wieder um Gesellschafter Haupt - und um Dr. Christine Mühlig (47), Ärztin aus Bad Schmiedeberg und seit 18 Jahren Lebensgefährtin von Landrat Czupalla.

Die Bochumer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Haupt, er soll Kommunalpolitiker in Nordrhein-Westfalen bei der Privatisierung einer Müllverbrennungsanlage bestochen haben. Die Ermittler fanden unter dem Namen "Haupt" fünf Konten bei der Sächsischen Landesbank. Eines gehört der Ehefrau von Klaus-Jürgen Haupt - und Czupalla-Lebensgefährtin Mühlig. Haupt ist als Verfügungsberechtigter eingetragen.

Czupalla: "Das Konto ist eine ganz private Sache, von der ich nur weiß, dass es um ein Hausgeschäft geht. Mit mir hat das absolut nichts zu tun."

Oder wurden über dieses Konto Gelder verschoben?

Gegen die Kreiswerke Delitzsch (KWD) GmbH hat die Staatsanwaltschaft Leipzig jetzt ein Prüfverfahren wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit und Untreue eingeleitet. "Wir prüfen, ob möglicherweise eine Straftat vorliegt", bestätigt Oberstaatsanwalt Norbert Röger.

PDS-Landeschef Peter Porsch (59) nennt die merkwürdigen Zusammenhänge "Filz". Die Umweltpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Simone Raatz (43) spricht von "mafiösen Strukturen". Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Peter Hettlich (44) forderte gestern neben umfassender Aufklärung persönliche Konsequenzen. Hettlich: "Das ist keine private Angelegenheit." Gegenwind bekommt Czupalla sogar aus den eigenen Reihen: die CDU-Landtagsfraktion hat die Staatsregierung eingeschaltet.

BILD Zeitung, 04.11.2003